Braucht es einen
Blog-Beitrag zu Diversity?

Timo Weltner
CEO NETFORMIC GmbH & Autor
Diversity bzw. Vielfalt ist in aller Munde und beschäftigt uns als Unternehmen und vor allem die Gesellschaft mehr als jemals zuvor. Als wir im Team diskutiert haben, ob wir dazu etwas veröffentlichen wollen oder zum Beispiel im Karriere-Bereich darüber zu schreiben, war mein erster Impuls „wieso?“ – ist das ein Thema? Machen wir was falsch? Müssen wir etwas „korrigieren“ bzw. gar „kaschieren“?
Im Gespräch wurde mir dann bewusst: Nein, ich glaube nicht. Aber es ist nun mal so, das man in diesen Zeiten vielleicht mal darüber schreibt, was bei uns einfach gelebte Normalität ist. Gleichzeitig macht es einem – wenn man sich die Berichterstattung ansieht – klar, das wir in unserer „Digitalen Glocke“ auch nicht das normale Leben abbilden, sondern durchaus zu einer gewissen Elite gehören in der Diversität aufgrund der Globalisierung (die ja in vielen Teilen durch Digitalisierung erst so massiv eingetreten ist) einfach da ist.
Daher möchte ich einen kleinen Einblick in unserer Unternehmen und auch die Unternehmensgruppe um NETFORMIC herum geben, wie wir das Thema handhaben und was da so der Fall ist.
Statistische Betrachtung
Als vor einigen Jahren die neue Partei „AfD“ aufkam, hatte ich mir mal die Frage gestellt – von unseren ca. 100 Mitarbeitern müssen ja ca. 10-15% AfD wählen. Find ich das cool? Nein. Muss ich es akzeptieren? Ja, sofern sie sich an die Werte unserer Organisation halten (die nicht mit denen der genannten Partei übereinstimmen).
Gleiche Frage, anderer Kontext: Wie viele unserer Mitarbeiter haben einen Migrationshintergrund? Ich weiß es nicht, weil es mich nicht interessiert. Denn so lange sich jeder an unserer Regeln und unsere Werte hält – egal.
Unterschiedliche Statistiken sagen, das etwa 1-10% der in Deutschland lebenden Menschen homosexuell sind. Bei uns in der Gruppe also etwa 10 Kollegen oder Kolleginnen. Interessiert es uns? Mach ich mir darüber Gedanken? Hat es eine Relevanz darauf, ob jemand in seinem Beruf gut ist? Nein, auch hier gilt – wir haben Werte was unser Miteinander angeht – daher egal.
Das sind jetzt mehrere Beispiele, man kann dieses Spiel noch weiter treiben und über Konfession, Hautfarbe und andere Dinge diese Sichtweise ziehen. Die größte Erkenntnis war aber eigentlich, das erst die von außen an uns (gefühlt) herangetragene Erwartungshaltung sich zum Thema Vielfalt zu positionieren gezeigt hat, das es uns schlicht egal ist, was jemand in all diesen unterschiedlichen Fragestellungen macht, denkt und fühlt. Relevant ist, wie sind die Werte von uns als Organisation und nach denen richtet man sich.
FUN-FACT: Es ist in unserer Personal-Software (btw. Personio – sehr cooles Tool) gar nicht möglich z.B. nach Konfession zu filtern. Die Information steht zwar zum Teil aufgrund der „Konfessionssteuer“ für die Lohnabrechnung drin, aber ich finde es gut das man nach meinem Kenntnisstand das zentral gar nicht auswerten kann – weil im beruflichen Kontext irrelevant.
Nationalitäten
Ich finde Nationalitäten cool – wie soll sonst eine Fußball-WM Spaß machen ohne den „Gegner“? Wir haben mal geschaut, was wir alles an Nationalitäten bei uns in der Firma haben, hier eine vermutlich nicht vollständige Liste: Türkisch, Tunesisch, Kamerunisch, Indisch, Kroatisch, Bosnisch-Herzogovarisch, Kubanisch Griechisch, Deutsch, Weißrussisch und Kosovarisch.

Es ist ziemlich zäh gewesen, das ganze aus Personio rauszugehen. Ich musste dazu die Personalakten durchgehen und habe quasi auf Verdacht anhand „undeutsch klingender Nachnamen“ versucht eine Liste zu machen. Das zeigt zum einen das es eben doch alltags-rassistische Stigmen wie „woher kommt der Nachname“ gibt aber gleichzeitig zeigts mir mal wieder, wie egal es mir dann auch ist woher jemand kommt – weil ich es im Zweifel einfach nicht weiß.
Geschlechter
Das ist erst mal die vermeintlich offenkundigste „Kategorisierung“, gleichzeitig aber auch die für uns als „IT-lastiges“ Unternehmen fast schon schwierigste Situation. Grundsätzlich können wir sagen, das wir gerne mehr Frauen im Team hätten. Aktuell sind bei NETFORMIC etwa 15% der Mitarbeiter weiblich bzw. „nicht-männlich“. Da hätten wir gerne deutlich mehr, es ist aber zugegebenermaßen einfach schwierig Software-Entwicklerinnen zu finden. Auch in der Geschäftsleitung haben wir hier keine ideale Situation. Gleichzeitig wehre ich mich aber auch dagegen, Frauen einzustellen weil Sie „Frauen“ sind. Am Ende entscheidet auch hier die Qualifikation – nicht mehr – aber auch nicht weniger. Und dabei spielt das Geschlecht einfach keine Rolle.
Ernährung
Richtig gelesen – Ernährungsausgrenzung ist auch eine Form von Rassismus. Ob nun jemand vegan ist oder Fleisch-Liebhaber spielt keine Rolle. Bei uns ist es schon seit einer gefühlten Ewigkeit gelebte Realität, das wir auf Firmen-Events für die unterschiedlichen Bedürfnisse auch Angebote haben. Militante Diskussionen darüber sind auch hier – so glaube ich – bei uns die Seltenheit. Sicher macht man mal einen flapsigen Spruch, aber ich behaupte, dass sich hier keiner bei uns ein- oder ausgegrenzt fühlt.
Fazit
Das sind nun einzelne Punkte, kein Anspruch auf Vollständigkeit. Was ich aber eigentlich sagen will – ich finde es traurig das wir nun einen Blogbeitrag schreiben über meiner Meinung nach eine Selbstverständlichkeit. Aber gut – es ist wohl notwendig das in den aktuellen Zeiten zu machen.
Einfach gesagt: Wen du liebst, was du gerne isst, woher du „kommst“ oder auf was du stehst – ist uns schlicht egal. Wir suchen fähige Mitarbeiter, die was reißen wollen, die unternehmerisch Denken, die von ihrem Fach Ahnung haben und der idealerweise mindestens der englischen, idealerweise auch der deutschen Sprache mächtig sind (wobei wir bei beidem auch gerne unterstützen). Und ansonsten wollen wir vor allem miteinander eine tolle Zeit verbringen, erfolgreich für unsere Kunden Projekte und Vorhaben gestalten und auf uns gegenseitig Acht geben und den anderen so respektieren, wie er ist.