Sind Marktplätze der Heilsbringer für den (Online-)Handel?
Marktplätze sind spätestens seit dem immensen Erfolg während der Corona-Pandemie von Amazon, Alibaba & Co aus dem globalen E-Commerce aber auch aus dem täglichen Leben von jedem von uns nicht mehr weg zu denken. Daher hier der Versuch, ein wenig Klarheit in die unübersichtliche Situation zu bringen:
Umsätze auf Online-Marktplätzen wachsen am stärksten:
Basis: Umsatz inkl. Umsatzsteuer, Ohne Verkäufe von privat über OMP; * Darin enthalten: Stationär-, Teleshopping- & Apotheken-Versender / Lesebeispiel: Online-Marktplätze sind in 2020 um 20,2% auf 40,8 Mrd. € gewachsen und machen 49% des gesamten E-Commerce-Umsatzes aus.
Quelle: BEVH-JAHRESPRESSEGESPRÄCH 2021 #bevhPK21
Marktplätze gibt es schon seit einigen tausend Jahren
Wenn man das eigentliche Wort und seinen Ursprung nimmt, so sind Marktplätze “Plätze, auf denen sich verschiedene Händler einen Stand aufbauen” und der Konsument auf diese Art und Weise gebündelt und an einem Ort z. B. seinen Wocheneinkauf tätigen kann. So ist das, mehr oder weniger, seit einigen Tausend Jahren Menschheitsgeschichte.
Wenn wir diese Sicht nun auf die neue Welt des Online-Handels übertragen, stellen wir fest, dass es vermutlich heute (wie früher auch) die unterschiedlichsten Ausprägungen gab. Sei es, dass ein Herrscher überhöhte Standgebühren nahm (was einige heute z. B. Amazon & Co) vorwerfen oder dass der Marktplatzbetreiber (früher meistens staatsnahe Organe) einem erst gar nicht erlaubt hat, dort zu verkaufen, z. B. weil sich viele Bürger (Kunden) über schlechte Qualität oder gefälschte Produkte beschwert haben.
Was ist das Ziel von Marktplätzen?
Früher wie heute ist das Ziel eines Marktplatzes, Kunden und Händler/Hersteller zusammen zu bringen, so dass es für den Verkäufer günstiger ist, seine Waren an den Konsumenten zu bringen und eben dieser es einfacher hat, Produkte einer bestimmten “Branche” zu erwerben. Ob das nun der Lebensmitteleinkauf auf dem Wochenmarkt ist, die Textilienbeschaffung auf einem Krämer-Markt oder eben z. B. die Bündelung von Produkten rund um Consumer Electronics bei unserem Kunden www.EURONICS.de oder rund um Sportartikel bei www.INTERSPORT.de.
Kurz um: Es geht um das effiziente Verkaufen (Händler/Hersteller) und das komfortablere Einkaufen (Kunde) von Produkten.
Was für unterschiedliche Arten von (Online-)Marktplätzen gibt es?
Man könnte hier vermutlich eine nicht enden wollende Liste von Kategorien erstellen. Unterschiedliche Studien (unter anderem die Studie unseres Partners ecom consutling) oder auch der Artikel bei Wikipedia geben hier einen kleinen Einblick.
Quelle: ecom consulting, Marktplatzstudie 2020
In unserer Wahrnehmung, wenn wir Kunden beraten, konzentrieren wir uns auf zwei Arten von Marktplätzen:
Branchen- bzw. Produktgattungsmarktplätze
Hierbei handelt es sich um Marktplätze, welche das Ziel verfolgen, innerhalb einer Branche (z. B. Consumer Electronics, Fashion, etc.) wie z.B. Zalando oder aber auch für eine bestimmte Produktgattung (Baustoffhandel) für den Kunden ein vollumfängliches Sortiment anzubieten und dieses für den Hersteller bzw. Händler effizient an den Kunden zu bringen.
Zielgruppenmarktplätze
Der berühmteste Zielgruppenmarktplatz in Europa ist vermutlich Amazon (Zielgruppe Mensch über 18 Jahren), neben ebay oder etsy. Aber es gibt auch spannende Ansätze z. B. aus dem “support-your-local-retailer” Umfeld, wie die Merkando Plattform (Zielgruppe Menschen aus meiner Region) oder auch ein Marktplatz für Senioren.
Der Vielfalt sind hier keine Grenzen gesetzt. Letztlich zeichnet diese Marktplätze aus, dass sie den Kunden ganzheitlich und warengruppenübergreifend zufrieden stellen wollen.
Rahmenbedingungen und Regeln für B2B-Marktplätze
Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Rahmenbedingungen, Regeln und Voraussetzungen, um auf einem Marktplatz zu verkaufen. Wie es die Regeln auch im Mittelalter gab (Mitgliedschaften in Zünften, lokale Zugehörigkeit, Gebührenabgabe) gibt es diese auch in der (nicht mehr ganz neuen) Welt der Online-Marktplätze:
Rahmenbedingungen:
Regeln:
Was ist meine Antwort auf die Marktplatz-Ökonomie?
Zunächst ist es wichtig, dass man sich bewusst ist, was man machen will und man das auch besonders gut kann.
Bin ich im Kern Produktentwickler/Hersteller oder Händler?
Ist meine Stärke der Service vor Ort am Kunden oder die Fachberatung?
Das sind essentielle Grundfragen, die aus unserer Sicht maßgeblichen Einfluss auf die Antwort haben.
Vereinfacht gesagt kann man daraus für unterschiedliche Firmen folgende Grundannahmen ableiten:
Händler
Hier muss in Zukunft eine klare Wertschöpfung gegenüber dem Kunden erkennbar sein, die weit über das reine “Versorgen mit Produkten” hinausgeht. Wenn dem so ist, macht es sowohl Sinn, sich selbst mit einem eigenen “Marktplatz” zu beschäftigen, welcher Produkte vonPartnern additiv mit anbietet. Das führt zu einem Angebot mit einer noch besseren Sortimentstiefe. Gleichzeitig ist auch das gezielt e Anbinden großer (Branchen-)Marktplätze als Absatzmultiplikator in Betracht zu ziehen.
Hersteller
Für Hersteller empfiehlt sich im Regelfall, dass man auf allen gängigen Marktplätzen seine Produkte ausspielt und aktiv vertreibt. Es gilt das Prinzip “wo mein Kunde ist, müssen meine Produkte sein”. Darüber hinaus ist eine starke Direct-to-Consumer (D2C) Strategie mit einer eigenen Plattform und der Anreicherung von Partnerprodukten und additiven Services für eine nachhaltige Kundenbindung mindestens zu evaluieren.
Fazit: Marktplätze gibt es seit es die zivilisierte Menschheit gibt und entsprechend überträgt sich dieses Prinzip auch auf die Online-Welt.
2021 - das Jahr der (B2B-)Marktplätze
Wir bei NETFORMIC (wie übrigens auch Alexander Graf von www.kassenzone.de und CEO von Spryker) erwarten in 2021 den ultimativen Durchbruch digitaler Marktplätze. Durchbruch? Ja richtig gehört, in der B2B Welt steht dieser erst noch bevor. Hier tun sich neue Chancen auf, spezialisierte und auf den Kunden optimal ausgerichtete Customer-Happiness Plattformen in kürzester Zeit z. B. mit der Marketplace Lösung unseres Partners Spryker zu entwickeln. Oder auch schnelle Sortimentserweiterungen mittels moderner Produkt- und Service-Integration effizient mit unserem Partner brickfox und seiner Portal Lösung aufzusetzen.
Daher werden wir uns in den nächsten Monaten hier im Blog, auf unseren Social Media Kanälen (LinkedIn, Facebook, Instagram), aber auch in neuen Formaten wie z. B. mehreren Diskussionsrunden mit interessanten Gesprächspartnern auf Clubhouse dem Thema B2B Marktplätze annehmen!