TECHNOLOGIE
INTERVIEW MIT SHOPIFY ZU D2C STRATEGY FRAMEWORK
Von NETFORMIC | 25.02.2022
Lerne im Interview mit Timo Weltner und Roman Zenner am Beispiel Shopify, wie ein D2C-Strategie-Framework dein E-Commerce-Geschäft revolutionieren kann. Entfalte dein Potenzial und stärke deine Kundenbeziehungen!
Spannendes Video-Interview: Unser CEO & Founder Timo Weltner interviewt Roman Zenner, Technical Partner Manager bei Shopify und Betreiber des ShopTechBlogs zum Thema D2C Strategy Framework.
Sie sprechen unter anderem darüber, dass sich die Wahrnehmung von Shopify in der E-Commerce Welt verändern sollte, da Shopify weit besser und flexibler eingesetzt werden kann, also viele denken.
- die Bedeutung von Direct to Consumer.
- über die Flexibilität des Shopify Systems und das App-Ökosystem.
- über Shopify Enterprise Cases.
- über die Shopify DNA als Enterpreneurship Company.
- wie Shopify Händler bestmöglich verkaufen und sich positionieren können.
“Shopify ist eine extrem gute, flexible Plattform: Wir haben eine globale Infrastruktur, wir haben APIs an allen Ecken und Enden, du kannst mit Shopify wirkliche krasse Sachen bauen.”
“Shopify ist eine extrem gute, flexible Plattform: Wir haben eine globale Infrastruktur, wir haben APIs an allen Ecken und Enden, du kannst mit Shopify wirkliche krasse Sachen bauen.”
INTERVIEW TRANSKRIPT
Roman Zenner: Ja, danke, sehr gerne. Danke Timo für die Einleitung. Ich bin Roman Zenner, arbeite bei Shopify, das ist eine globale E-Commerce Plattform für alle Kanäle und Devices. Und ich bin da technischer Partner Manager, das bedeutet ich unterstütze Partner dabei Shopify zu entwickeln, Apps zu bauen, Shopify zu bauen und zu sehen, dass das alles funktioniert. Und nebenher bin ich noch tatsächlich Podcaster, Autor und habe den Shop-Tech Blog, wo ich regelmäßig schreibe über E-Commerce, über die Szene in Deutschland.
Timo Weltner: Alles klar. Besten Dank. Bevor wir gleich noch einmal tiefer in das Thema Shopify und auch Direct to Consumer einsteigen, weil uns das auch bei NETFORMIC dieses Jahr intensiver beschäftigen wird. Direct to Consumer muss man glaube ich auch mal anfangen zu definieren. Also wir hatten im Vorgespräch auch schon so ein bisschen drüber sinniert. Was heißt es denn eigentlich Direct to Consumer? In einer Welt, in der ja kaum einer noch selber was herstellt, überspitzt formuliert. Also wie ist da deine Sicht auf das Thema?
Roman Zenner: Also da ist eigentlich dieses Grundmodell, was auch grundsätzlich anders ist als das bekannte Handlungsmuster, nämlich das, dass Marken direkt an ihre Kunden verkaufen. Dass es eine direkte Beziehung gibt und das sozusagen alles vertikal integriert ist. Und dass man eben nicht diesen klassischen Weg geht, über Großhändler mehrere Zwischenstufen, sondern tatsächlich, dass diese Beziehung zu den Kunden direkt passiert.
Timo Weltner: Würde dann aber auch, so würde ich es interpretieren, bedeuten auf Amazon kann ich keine Direct to Consumer Geschäfte machen. Weil die Kundenbeziehungen eigentlich das ist, worum es geht. Also man kann sich darüber streiten, wann habe ich eine Kundenbeziehung? Bei Amazon hat man im Regelfall die Kundendaten nicht, aber vom Grundsatz her ist das die Kernbotschaft dahinter Es geht um direkte Beziehung der Marke zum Kunden. Des Produktes genau genommen sogar zum Kunden.
Roman Zenner: Genau. Wenn du bei Amazon bist zum Beispiel, dann mietest du die Kundenbeziehung von den Plattformen. Und in diesem Modell ist es also so, dass du diese Kundenbeziehung und was auch immer das bedeutet ownst. Also dir gehört ja eigentlich nichts, aber du hast sofort die Ansprache und kannst entsprechend deine Marke so aufbauen, was sozusagen klassischerweise eben nicht passiert. Wenn wie ganz früher palettenweise T-Shirts an Kaufhof geliefert wurden, dann weiß der Kaufhof natürlich nicht, wer die T-Shirts gekauft hat. Und das ist natürlich eine grundlegende Änderung, die wir sehen.
Timo Weltner: Ja, wobei ich es bei dem Vergleich mit den T-Shirts sagen würde, dass sind wahrscheinlich keine Markenprodukte gewesen. Also ich glaube schon, die Frage, die ich mir so ein bisschen dahinter stelle, ist ein Händler überhaupt Direct to Consumer fähig? Also da ist dann die Folgefrage was heißt Händler? Und meine Überlegung dahinter wäre Händler mit Eigenmarken machen faktisch Direct to Consumer Geschäft, wenn sie dann auch die Marken entsprechend noch positioniert bekommen. Also wenn man so will, ist ja H&M oder Zara ein großes Direct to Consumer Geschäft.
Roman Zenner: Das ist so. Wenn du davon ausgehst, dass die sozusagen die ganze Wertschöpfungskette bedienen können, von der Produktion vom Sourcing bis hin zum Verkauf zum Marketing.
Timo Weltner: Das ist eigentlich die Definition. Ich muss alles in einer Hand haben. Ich muss nicht alles zwangsläufig selber tun, aber es muss mir gehören, ich muss es ownen, wie du vorher gesagt hast. Finde ich aber eine ganz griffige Definition, die mich auch dann direkt zu einem weiteren Thema bringt. Wir bei NETFORMIC machen zum einen natürlich viel B2C, aber wir haben auch eine ganze Latte an B2B-Kunden und Themen immer wieder. Und so eine landläufige Meinung, ist ja D2C gibt es ja nicht in der B2B Welt. Ist das richtig? Weil ich habe da im Vorhinein ein bisschen drüber nachgedacht. Also das Customer steht an der Stelle, glaube ich, bei der D2C nicht für Endkonsumenten, sondern für den Nutzer des Produktes. Ob das nachher eine Privatperson ist oder ein Geschäftskontakt, ist eigentlich nicht relevant.
Roman Zenner: Das ist so ich. Ich weiß auch nicht, ob es da eine akademisch trennscharfe Definition gibt. Ich glaube, das Stichwort heißt, glaube ich, Disintermediation, wo du sozusagen die Mittelsleute ausschaltest. Und je mehr du das tust, desto mehr kommst du wahrscheinlich hin zu diesem D2C Modell sozusagen.
Timo Weltner: Aber ob es Privat oder Geschäftskunden sind, spielt keine Rolle. Die Frage ist eher wie viel steckt zwischen Herstellung und Nutzer des Produktes? Das finde ich einen guten Punkt, weil das bringt mich dann zu diesem Thema und da würde ich heute gerne noch ein bisschen tiefer einsteigen, da wir einen Rahmen gesteckt haben, was eigentlich D2C bedeutet. NETFORMIC fängt jetzt gerade an, erste, ich nenne es mal Enterprise Projekte auch mit Shopify zu tätigen. Landläufig gibt es da das Image „Shopify- Damit kann man kein Enterprise machen.“ Also zumindest ist das in Deutschland glaube ich immer noch so eine an vielen Stellen verbreitete Meinung. B2B auch ein bisschen schwierig. Eigentlich kann ich damit nur, ich habe es letztes Jahr mal den Berliner Hipster Fashion Brand Shop genannt, machen. Ich vermute jetzt, das kann ich vorwegnehmen, sagst du, das ist alles falsch, aber lass uns da mal ein bisschen tiefer einsteigen, weil das glaube ich schon eine ganz relevante Frage ist. Auch weil du vorher dich erst einmal selbst vorgestellt hast, mit du bist Technik-Enabler bei Agenturen, Partnern das bedeutet ja auch da gibt es Technik. Das ist nicht alles, „Nicht-Technik“, überspitzt gesagt. Und damit gibt es auch wiederum Potenzial, vieles nicht nur standardmäßig zu machen. Ja, aber vielleicht mal von dir dazu passend.
Roman Zenner: Also da kann ich ja stundenlang drüber reden. Also natürlich, man muss attestieren, dass jedes Mal, wenn du so was siehst, wie die Höhle der Löwen, wenn da schicke junge D2C Brands da sind, die an sehr junge Leute Produkte verkaufen. Da wird immer in einem Atemzug Shopify genannt, das ist sozusagen unsere Kernkompetenz, Kernzielgruppe. Aber, unterstrichenes, dickes aber, was die wenigsten wissen, was tatsächlich, aber wirklich der Fall ist, das Shopify einfach eine extrem gute, flexible Plattform ist, um Dinge zu bauen. Das heißt, wir haben eine globale Infrastruktur, wir haben APIs an allen Ecken und Enden. Du kannst mit Shopify wirklich krasse Sachen bauen. Das heißt, es ist für diejenigen gut, die halt mit Low Code und No Code was schnell zusammenklicken können. Das ist natürlich, das geht. Aber die gleiche Infrastruktur nutzen andere, um die wildesten Schlagmichtot Headless Custom Sachen zu bauen und das geht. Und das ist halt das, was sozusagen auch mein Job ist, das bekannter zu machen und das den Leuten zu erklären. Aber das ist in der Tat so und klar, da muss man sich die Cases anschauen. Was genau meint man mit Shopify kann das oder kann das nicht? Das ist wahrscheinlich immer schwierig so zu generalisieren, aber summa summarum wird Shopify diesbezüglich total unterschätzt.
Timo Weltner: Heißt aber vielleicht ein bisschen tiefer rein gehend, auch wenn man das vergleicht mit anderen Commerce Technologien auch so im Headless-Umfeld. Dann gibt es ja bei Shopify, wenn man so will, zwei Welten. Einmal so die ich nenne es mal konfigurierende Welt. Ich nutze das Shopify Backend und kann da alle möglichen Sachen einstellen. Da gibt es auch Apps, die kann ich auch irgendwie konfigurieren. Aber es gibt im Endeffekt auch die Headless-API Welt, in der ich eigentlich coden kann. Sprich alles, was die UI anstößt von eurem eigenen Backend, kann ich eigentlich auch irgendwie machen. Sprich ich kann kundenindividuelle Preise realisieren, wenn ich will. Ich muss es halt programmieren am Ende vom Tag und baue im Zweifel noch eine Applikation davor oder drum herum oder drunter. Aber vom Grundsatz her gibt es diese zwei Welten. Das wäre tatsächlich etwas, was so ein bisschen habe ich es geahnt, aber das Headless Thema tragen ja diverse eurer Enterprise Begleiter auch durch durchs Dorf, dann seid ihr das ja im Grunde genommen auch. Würdest du da tatsächlich für Shopify gesprochen sagen Commerce Tools kann ich auch?
Roman Zenner: Natürlich vollkommen klar. Also du hast gesagt zwei Welten. Da würde ich zustimmen. Ich würde eigentlich sagen zwei Sichten auf dieselbe Plattform. Die eine ist schnell…
Timo Weltner: Wahrnehmungswelten
Roman Zenner: Genau. Und das andere ist halt tatsächlich so, dass du komplett auf API-Ebene arbeitest und die Iterationen schreibst. Und das machst du genauso wie du das bei Commerce Tools machen würdest. Die API ist genauso GraphQL und genauso gut dokumentiert und das ist sozusagen das, was die Entwickler, Agenturen, App Developer nutzen, um ihre Projekte zu bauen.
Timo Weltner: Heißt aber auch in Nordamerika habt ihr da schon deutlich mehr, ich nenne es mal Enterprise Cases, als gegebenenfalls noch hierzulande.
Roman Zenner: Ich würde dem zustimmen, weil wir einfach da eher waren. Also ich meine das Unternehmen ist in Nordamerika absolut normal, also passiert da eher was. Da haben wir Kunden, die die haben wir so vom Start bis jetzt zum IPO gebracht. Die sind einfach auf der gleichen Plattform geblieben. Das ist ja auch ein Credo, dass du nicht mehr weg musst. Egal wie du wächst, wie du skalierst. Und ich würde schon sagen, dass da in der Summe mehr Enterprise Marken sind. Aber hierzulande schau dir Fielmann an, zum Beispiel ist gelauncht in ein paar Wochen läuft auch auf Shopify. Und es gibt mehrere von diesen großen Marken, die wir, die wir, die wir sehen und. Die alle, nutzen diese Technologie, die alle nutzen diese Flexibilität, um ihre entsprechenden Cases zu bauen. Weil die alle starten ja nicht gerade jetzt, die haben alle ihr Ökosystem von dritter Software, die sie auch noch nutzen können. Und die lässt sich natürlich auch integrieren und im Verbund nutzen.
Timo Weltner: Ja, das habe ich so weit verstanden. Wir hatten eingangs die D2C-Definition mal gemacht und da interessiert mich tatsächlich, weil ich glaube, dass das etwas ist, dass jeder bei Shopify sofort platzieren würde, dieses ganze Privatkundengeschäft. Also ich sage mal minder komplexe Artikelstrukturen und einfach Endkonsumenten als Zielgruppe. Da macht glaube ich jeder einen Haken erst mal dran. Egal ob es viel oder wenig Umsatz ist, einfach gesagt. In einer Business Kunden Welt ist es anders, als wir vor über 10 Jahren das erste mal B2B Projekte gemacht haben wir auch erst gedacht, okay, das kannst du alles mit B2C Mitteln erschlagen, aber die Realität zeigt dann halt das ist nicht ganz so richtig. Und bei Shopify würde ich gerne mit diesem Mythos aufräumen. Wenn ich den deutschen Mittelständler angucke, wie entscheidet er sich für Technologien? Dann schaut er Featurelisten an und alle möglichen anderen Sachen und so ein paar Hard-Facts, die er halt alle irgendwie checken will. Aber wenn ich diese Headless Sicht auf das Thema habe, so nenne ich jetzt einfach mal, dann ist das ja gar nicht mehr so die Fragestellung, kann ich mit euch kundenindividuelle Preise machen, um dieses einfache Standard B2B-Bedürfnis zu äußern. Weil letzten Endes ich kann es ja programmieren, so wie es bei den meisten anderen Lösungen auch geht. Da gibt es meistens irgendeinen SDK oder irgendeine Vor-Idee. Aber jeder Kunde hat er dann meistens doch ein bisschen auch speziellere Bedürfnisse. Und eigentlich ist er dann die notwendige Veränderung, die man im Markt erzeugen muss, die ihr da wahrscheinlich und auch wir gerade so mitmachen: So dieses wie schaue ich auf Shopify?
Roman Zenner: Wir können das glaube ich von zwei Seiten aufrollen. Wir können natürlich uns vom Frontend nähern und sagen was ist dann die berühmte Customer Experience, die du bauen kannst. Und das einfachste ist eben mit so einem Theme live zu gehen, das anzupassen. Du bezahlst 29 Dollar, hast ein Theme und bist in ein paar Tagen live. Das werden halt die meisten Großen nicht einfach so machen, sondern die werden sagen Alles klar, wir brauchen halt wirklich ein sehr individuelles Frontend und das kannst du umsetzen. Und wir haben da auch jüngst was vorgestellt mit den Namen Hydrogene. Das ist unser eigenes React Framework, das wir, das wir als Open Source rausgegeben haben. Das ist sozusagen unsere ich sage mal Antwort auf das Thema Headless, das ist ja das Buzzword. Wir sagen dazu jetzt Custom Software, aber im Grunde genommen ist es ähnlich. Im Grunde genommen braucht die Welt jetzt auch noch ein neues Buzzword, ist ja klar (beide lachen). Und das ist sozusagen diese eine Sicht.
Timo Weltner: Das andere ist bestimmt auch Composable.
Roman Zenner: Da können wir stundenlang drüber reden über die ganzen Keywords… Was ich auf der einen Seite aber auch noch sagen möchte, und das ist vielleicht auch nicht vielen klar, es ist komplett, die sage ich mal die DNA oder Planung oder die Strategie von Shopify nicht nur auf die eine Plattform zu setzen, sondern ein Ökosystem zu befähigen in der gleichen Art und Weise Erweiterungen beizusteuern. Will sagen, was wir sehen und was wir auch forcieren: In allen Segmenten, sowohl kleinen als auch großen, ist die Nutzung von Apps. Wir haben ein riesengroßes App-Ökosystem. Die Apps, die werden tatsächlich, so ähnlich wie bei Apple reviewed, das ist ziemlich streng. Das dauert noch einige Zeit und dann sind diese Apps auch da. Und das ermöglicht dir wirklich mit wesentlich weniger Aufwand zu starten. Denn oftmals, das kennst du ja selbst aus der Vergangenheit. Es gibt da die ambitionierten Mitbewerber, die haben die Integration zu ABC. Das stimmt dann auch irgendwo. Das ist irgendwie oftmals ein leidlich gepflegtes Paket, das man sich irgendwie runterlädt oder so. Da muss dann ein bisschen schrauben und irgendwie klappt es dann. Und das ist ja das, was für die Händler*innen blöd ist, weil es Geld kostet. Für Agenturen wahrscheinlich besser, weil man das ein bisschen in das entsprechende Projekt gießen kann. Ich möchte da keinem zu nahetreten. Das ist auch ein vollkommen valides Modell. Was es aber bringt, so sagen die sich, die wir versuchen einzunehmen, ist, dass es diese Sachen massiv beschleunigt und das Budget frei wird für die Dinge, die wirklich umsatzrelevant sind. Da sind wir beim Thema, du willst ja bei allen Modellen eine Kundenbeziehung aufbauen. Du musst dir also sehr genau überlegen, was du den Leuten anzeigst. Und je mehr du Budget hast dafür, desto besser. Du musst dich nicht darum kümmern, dass irgendwie eine ERP Anbindung spinnt. Und das ist glaube ich in der Gesamtheit so dieses Erfolgsrezept, dass wir sagen, wir versuchen zu standardisieren. Wir versuchen ein gutes App-Ökosystem anzubieten, sodass man das auch wirklich machen kann und auch diese ganzen Edge Cases auch abbilden kann, die vielleicht die Plattform im Kern nicht so kann.
Timo Weltner: Ich finde es spannend, du gibst, finde ich, noch einen anderen Einblick auf das, was die allgemeine Image Wahrnehmung von Shopify ist. Das, was du erzählst klingt für mich so, als würde ich auch mit einem Sales Manager eurer Wettbewerber sprechen. Und daran merkt man aber die Fehlwahrnehmung. Das geht halt damit auch. Das finde ich extrem spannend, weil ich hatte in meinen Fragen vorher auch kundenindividuelle Preise, Staffelkonditionen, kundenindividuelle Produkte whatever es das so an B2B-typical Features gibt. Das ist gar nicht so die Frage im Sinne von ob das existiert, dieses Feature oder nicht. Weil entweder es gibt im Zweifel noch eine App, die es schon mal kann oder ich kann sogar soweit ich weiß auch Privat-Apps bauen. Und ich kann als Händlers alle APIs ansprechen, also von dem her ich baue es dann einfach auf Basis eurer Plattform. Habe aber nach wie vor die Vorteile dessen, dass ich diesen ganzen Maintenance Kram, den ich bei on-premise Welten habe nicht habe.
Roman Zenner: Ich will natürlich jetzt nicht damit suggerieren, dass wir dieses Snake Oil, also die magische Lösung für alles auf der Welt gefunden haben und so machen können und alles ist da. Wir reden von Software, wir reden hier von Technik und Technologie ist begrenzt. Technik entwickelt sich weiter. Das muss man immer dazusagen. Gilt für alle, die Software bauen. Aber wichtig ist mir zu betonen, der Ansatz ist eben wir bauen den Kern, wir bauen die Plattformen drum herum, so dass jeder auf der Welt selbst Apps und irgendwelche Sachen bauen kann. Und der gesamte Verbund ist eben das was, was diese ganzen Edge Cases auch abbilden kann.
Timo Weltner: Ich glaube, das trifft es ganz gut. Ich würde noch mal dieses, wir hatten es eingangs, dieses D2C-Thema mit reinbringen wollen. Wenn ich die Shopify DNA richtig verstehe, auch als Gegenpol zu einem Amazon und Co., dann ist ja D2C mal egal ob Endkunden oder Business Kunden. Das ist ja schon die Kern-DNA von dem, was Shopify eigentlich ausmacht. Und ja, du meintest Baukasten. Das heißt ihr seid vielleicht nicht überall das gleiche wie einer der Wettbewerber, aber es geht um das Mindset, wie die Software aufgebaut ist und am Ende, trifft das ja auf alle zu. Also jeder hat ein Feature-Set X und jedem Kunden fehlt an jedem Feature-Set Y irgendwas, das muss man halt bauen. Dann kommen ja so Firmen wie wir ins Spiel. Das ist ja auch noch ganz schön. Aber ich will nochmal auf die D2C-Welt. Ich habe es glaube ganz gut verstanden. Shopify – deutlich mehr Enterprise auch vom Technologie Ansatz, wie man es bauen kann, als man landläufig denkt. Damit auch eigentlich kein Problem in der B2B Welt, auch nicht in der D2C Geschäftskunden Welt. Aber noch mal bitte diese DNA. Ich habe hier mit dem Gründer von Shopify ein Interview gehört, wo er es auch sehr stark propagiert hat. Das ist das, was man ja sonst in der E-Commerce Welt sagt. Wir hauen den kleinen Einzelhändler, vor allem den lokalen Einzelhändler. Die werden quasi durch den E-Commerce ihrer Existenz beraubt. Das ist ja Shopify eigentlich von seiner DNA das Gegenmodell.
Roman Zenner: Ja genau. Also wir wir sagen als Botschaft oder als Mission sind wir die Entrepreneurship Company. Was wir erreichen wollen ist, dass das jeder und jede, der, die Lust hat, irgendein digitales Modell zu starten, das mit Shopify machen kann. Und das Ganze halt sozusagen keine Grundvoraussetzungen, außer dass du die 50€ für den monatlichen Betrag hast. Aber du musst kein Coder sein. Das wird alles sozusagen durch die Plattform weg abstrahiert. Es wird alles einfach gemacht, dass du wirklich mit ein paar Klicks Produkte anlegen kannst, alles machen kannst, um zu starten. Und die Grundidee ist halt, dass Shopify dann aber nicht mehr Endkundenseitig oder Käuferseitig auftritt. Das heißt, diese ganze Marke die du aufbaust, deine D2C-Marke. Da kommt ja nirgendwo Shopify drin vor, sondern das ist sozusagen unser Tool-Set , was du bekommst. Die Marke baust du komplett unabhängig von uns. Das einzige, wo wir so als Marke auftauchen ist, wenn es um diese Shop App gibt. Shop ist sozusagen unser Endkunden Produkt. Das ist so ein Payment. Dann kommt Shopify ins Spiel. Aber das ganze was die Kunden halt sehen von dir als Marke, das ist eben deine Marke und eben nicht wie bei Mitbewerbern bei Marktplätzen, wo sozusagen die Marke in Hintergrund tritt und das ist sozusagen dieses ganze Thema Independent Business. Das was wir sehr stark forcieren.
Timo Weltner: Ich bin kein China-Experte, aber ist das ein bisschen Alibaba ähnlich. Wo du dieses Shop in Shop hast? Also ihr habt das nur in der mobilen App, diese Shop in Shop Lösung sage ich mal. Soweit ich weiß, nicht in der Desktop Welt oder in der normalen Browser Welt.
Roman Zenner: Ich kenne gerade Alibaba nur als riesengroßen Marktplatz von größtenteils schwierigen Produkten.
Timo Weltner: Ich bin auch kein China Experte, aber das ist glaube ich die deutsche Sicht der Dinge. Aber es gibt da diesen Streitpunkt, spitzt sich alles auf wenige Marktplätze zu, die nachher den Kunden ownen, um noch mal das Eingangsstatement zu haben. Oder gibt es ganz viele kleine Shops, sag ich mal. Also ich persönlich glaube, es wird beides geben. Es wird nicht das eine oder das andere geben, sondern es wird einfach je nach Produkt, Welt oder Branche einfach unterschiedlich fokussiert sein. Was ist so da deine Meinung?
Roman Zenner: Also ich bin da bei dir. Ich glaube nicht, dass wir da das eine, da das andere sehen werden. Es ist nicht schwarz-weiß. Was wir auf jeden Fall sagen können, dass unabhängige Händler ein Problem haben, weil sie ja immer dafür sorgen müssen, dass sie Traffic bekommen. Also im Grunde genommen geht es ja um Aufmerksamkeit. Und wenn wir so Dinge passieren wie hier dieses Cross-App-Tracking bei Apple zum Beispiel, wenn das abgeschaltet wird und Werbung schwieriger wird, zum Beispiel teurer wird, dann leiden im Grunde genommen auch die kleinen Händler*innen. Und das ist sozusagen das wo wir am meisten noch dran arbeiten müssen, dass auch in diesem Umfeld diese Leute noch genug Aufmerksamkeit bekommen und das Thema Kundenbindung…
Timo Weltner: Der eigentliche Marktplatz, ist ja quasi Google, Android und Apple…
Roman Zenner: Genau, wer sind die Gatekeeper? Du kannst ganz easy einen Shopify Shop online stellen, die Frage ist wer findet den so? Und das ist, glaube ich, die Herausforderung, die wir haben. Dass wir sicherstellen, dass die Händler auch weiterhin entsprechend gut wachsen können, weil sie den Traffic bekommen. Da haben wir wahrscheinlich aktuell die Macht, dazu noch die Nase vorn, weil Amazon hat eine riesengroße Marktbekanntheit und bauen ihr ganzes Prime Ökosystem auf. Aus diesem Grund, um da noch mehr Marktanteile zu kriegen. Aber ja, ich mag mir aber keine Welt vorstellen, in der es nur große Marktplätze gibt. Ich bin ein Fan von Vielfältigkeit und Vielfalt.
Timo Weltner: Abschließende Frage, was sind die Tools? Was würdest du Shopify Händlern raten, wie können sie sich in dieser Welt bestmöglich verkaufen und positionieren?
Roman Zenner: Ich glaube, dass was wir gerade sehen, bei bei vielen D2C Brands ist, die haben eine sehr gute Möglichkeit, ihre Zielgruppen in Social Media zu finden. Wir sind tatsächlich bestens vernetzt mit TikTok, Pinterest und diesen ganzen Social Media Plattformen. Stichwort ist Social Commerce, ein weiteres Buzzword, was wir jetzt abhaken können. Aber, aber das sind sozusagen in der Regel ja Marken, die halt nicht nur auf dem Shop irgendwie bekannt sind, sondern eben auch jeder ihre Follower, Followerin haben, auch in Social Media. Und da sozusagen Marken ihre Marken aufbauen und mit dem Kunden interagieren. Das ist, glaube ich, ein ganz wichtiger Punkt, der abseits von von diesem klassischen SEO, SEM Thema ist, sondern da geht es ja wirklich um Markenaufbau, um Authentizität, um Dialog und so. Und das sind Dinge, die in diesem Bereich sehr, sehr wichtig sind.
Timo Weltner: Ja, von meiner Seite noch kurz da geht es um Wertschöpfung. Warum hat ein stationäres Geschäft heute, ein Kaufhof um das Thema, was häufig durch die Presse geht zu nehmen, Probleme, was de facto nicht emotional den Kunden ködern, sondern eigentlich ein Versorgungsdienstleister sind, sag ich mal. Ich brauche Güter des täglichen Bedarfs und das geht halt mittlerweile von Gorillas bis Amazon einfach komfortabler, als dass ich in so einen Laden reinmarschiere. Und das wofür du propagierst, Direct to Consumer, bedeutet, andere Wertschöpfung, das Versorgen von notwendigen Materialien beim Kunden, das ist nicht D2C letzten Endes. Dafür gibt es dann die Plattformen, dafür gibt es dann Logistikdienstleister, Same-Day-Delivery, all diesen ganzen Spaß. Aber es geht. Und ich brauche nicht Kunden, die jetzt ein Bedürfnis haben. Und Google, was du gerade meintest, ist ja auch einfach nur „Ich habe jetzt ein Bedürfnis.“ Das ist keine Inspiration. Ich habe jetzt ein Bedürfnis und das muss gedeckt werden.
Roman Zenner: Genau so zum Beispiel hier Ryzon zum Beispiel, die verkaufen Triathlon Klamotten. Und wenn, wenn die ihre Marke aufbauen und die haben so einen Jan Frodeno, vom Iron Man. Die haben ihre kleine, feine Marke, entwickeln die weiter, die haben ihre Nische gefunden und die haben halt ihre Follower entsprechend. Und das ist ja, glaube ich, das, worauf es ankommt. Und du bist halt glaubwürdig in dem Bereich. Ich bin nicht sicher, ob das halt anderweitig so funktionieren würde, ob man das ganz klassisch aufbauen könnte, mit Werbung nur. Du brauchst halt diese Menschen dahinter.
Timo Weltner: Nicht mit ähnlich effizientem Budget Ansatz würde ich behaupten. Alles klar. Roman. Besten Dank. Hat Spaß gemacht.
Roman Zenner: Gerne. Fand ich auch.
Timo Weltner: Unterhalten wir uns das nächste Mal vielleicht nicht im Rahmen von Shopify, sondern im Rahmen von ShopTechBlog über den allgemeinen Blick auf die Commerce-Welt, von dem her also dankeschön und bis zum nächsten Mal alles Gute.