STRATEGIE
WIESO LOHNT ES SICH AUF DIGITALE MARKTPLÄTZE ZU SETZEN?
Von NETFORMIC | 03.02.2022
Erfahre im Interview mit Timo Weltner und Tobias Becker, wie Marktplätze dein E-Commerce-Geschäft voranbringen können. Entdecke neue Vertriebskanäle und steigere deine Umsätze!
Spannendes Video-Interview: Unser CEO & Founder Timo Weltner interviewt Tobias Becker, Head of Corporate Development bei der TriStyle Group und Geschäftsführer der Customerce GmbH zum Thema digitale Marktplätze.
Die TriStyle Group ist die Muttergesellschaft der Versandhändler Peter Hahn und Madeleine. Die TriStyle Customerce GmbH managt den digitalen Auftritt der Gruppe.
- die Veränderung des Geschäftsmodells.
- die Rolle von Customerce als Einheit für die digitale Transformation der TriStyle Group.
- die Bedeutung von Kundenentwicklung im Markplatz-Business.
- die Positionierung als Marke, Hersteller und Händler in einem.
- Erweiterungen des klassischen Geschäfts.
“Die Unternehmen der TriStyle Group haben eine lange Tradition, konnten sich seither trotzdem immer gut auf sich verändernde Rahmenbedingungen einstellen. So macht E-Commerce mittlerweile einen großen Teil unseres Geschäfts aus und auch Marktplätze spielen eine wichtige Rolle. Als Digital-Unit der TriStyle ist es Aufgabe der Customerce, alle Unternehmen der Gruppe durch den Einsatz aktueller Technologien und durch die Nutzung von Daten zu stärken und weiter zu transformieren.”
“Die Unternehmen der TriStyle Group haben eine lange Tradition, konnten sich seither trotzdem immer gut auf sich verändernde Rahmenbedingungen einstellen. So macht E-Commerce mittlerweile einen großen Teil unseres Geschäfts aus und auch Marktplätze spielen eine wichtige Rolle. Als Digital-Unit der TriStyle ist es Aufgabe der Customerce, alle Unternehmen der Gruppe durch den Einsatz aktueller Technologien und durch die Nutzung von Daten zu stärken und weiter zu transformieren.”
INTERVIEW TRANSKRIPT
Tobias Becker: Genau also die TriStyle Group ist nicht so bekannt, weil eben eine Holding, um die eben genannten Marken in einer Gruppe zu vereinen. Uns gibt es schon eine ganze Weile. Wir machen klassisches Versandhandels Geschäft. Zumindest ist das so die Historie, aus der wir kommen mit Madeleine und Peter Hahn. Beides auch schon relativ lange, es hat so in den 70ern ungefähr gestartet, Madeleine ein bisschen später. Und wir sind in der Konstellation ich glaube seit 2011 zusammen. Und genau vom Geschäftsmodell her machen Madeleine und Peter Hahn Vertrieb von Damenoberbekleidung im Wesentlichen mit so ein paar weiteren Sortimenten, die jetzt aber nicht irgendwie wahnsinnig wesentlich sind. Und die Zielgruppe ist da so der spannende Teil. Das ist nämlich die Zielgruppe der Best Ager, die man so nennt, das sind Damen 50+. Und das Attraktive an denen ist, die sind tatsächlich relativ loyal. Also wir haben Kunden über eine echt lange Zeit. Und die kaufen auch tatsächlich bei uns als ihr Premiumanbieter hochpreisig ein mit ordentlichen Warenkörben. Damit ist das auch eine gute Profitabilität und eben eine sehr langjährige Beziehung mit den Kunden. Peter Hahn sitzt ist im schwäbischen Winterbach und Madeleine sitzt in Fürth bei Nürnberg. Wir sind in ganz Europa aktiv. Und dazu jetzt neuerdings seit mehr als einem Jahr mit Madeleine auch in den USA. Das läuft auch gut eigentlich, da den Markteintritt gemacht auch eine ganz spannende Geschichte mit jetzt auch einer ordentlichen Traktion dahinter. Also. Funktioniert auch international.
Timo Weltner: Spannend, auch tatsächlich von der Zielgruppenpositionierung Best Ager oder Silver Surfer, da gibt es unterschiedliche Begrifflichkeiten, aber das ist schon eine klare Abgrenzung zu den klassischen Fashion Brands und Retailern, die es da draußen gibt. Aber wenn ich das richtig so von außen sehe seid ihr ja ein Stück weit ein Hybrid. Ihr seid Hersteller und Händler in einem so ein bisschen. So ähnlich wie bei H&M oder auch Zara, was man so kennt. Macht ihr das ähnlich wie die oder hinkt der Vergleich? Wahrscheinlich hinkt er an vielen Stellen, aber es würde mich schon interessieren, wie ihr euch da selber auch versteht. Von der eigenen Situation und was ich dann auch immer spannend finde international, weil du USA und Europa schon angesprochen hast. Ich glaube ihr habt auch stationäre Geschäfte bei Peter Hahn. (Tobias Becker nickt.) Wie sieht es bezüglich Zahlen aus, was für eine Dimension hat diese TriStyle Group. Wie verteilen sich da Umsätze und was ist relevant, vor allem auch wie ist der digitale Anteil nachher.
Tobias Becker: Also von der Größenordnung her, in der TriStyle haben wir jetzt im vergangenen Geschäftsjahr Umsatz größer als 600 Millionen gemacht und das auch tatsächlich sehr, sehr profitabel. Die Umsätze teilen sich auf, kann man sagen, zu zwei Drittel, ein Drittel zwischen den beiden Unternehmen. Peter Hahn ist der größere Teil da drin. Und auch vom Geschäftsmodell gibt es Unterschiede. Bei Madeleines sind wir in diesem Segment Privat Label Business. Madeleine ist im Wesentlichen Madeleine, also Vertriebsmarke und Produktmarke in einem und auch sehr exklusiv. Bei Peter Hahn sind wir sehr hybrid unterwegs, da haben wir einige Eigenmarken und dazu auch Fremdmarken und die teilen sich so den Umsatz pari. Die Eigenmarken sind profitabler die Fremdmarken sind natürlich auch Reichweitenbringer, also wir haben das so die Strategie, die viele andere auch fahren in dem Kontext.
Timo Weltner: Bringt uns jetzt so ein bisschen in das Marktplatz Thema rein. Peter Hahn fokussiert also auf Eigenmarken, klar, logisch gestaltet, produziert und belagert ihr wahrscheinlich auch selber oder über Dienstleistungen oder wie auch immer. Was ist der Grund, warum ihr dieses Hybrid habt? Ist das Thema Sortimentsergänzung oder Vertiefungen in dem Sortiment? Und habt ihr denn da im Hintergrund auch so ein bisschen auf der langen Ebene die Fragestellungen wie Dropshipping oder Marktplatz Ansätze zu gehen, also noch stärker Fremdartikel drauf zu nehmen? Oder wie ist das ein bisschen euer Bild?
Tobias Becker: Die Motivation hinter den Fremdmarken ist vor allem Kompetenz und Reichweite. Es gibt einfach so ein Set an Marken, die einfach magnetisch wirken und die am Ende im Fashion auch so eine Kompetenz untermauern. Und gleichzeitig versuchen wir natürlich mit den Fremdmarken immer auch Eigenmarken irgendwie mit zu positionieren und damit natürlich auch in den Eigenmarken irgendwie mit zu wachsen. Die Fremdmarken bauen wir gerade weiter aus in Richtung online only Sortimentserweiterungen, die auch ganz gut funktionieren. Wo wir zum einen breiter in den Marken, aber auch tiefer in einzelne Marken reingehen im Sortiment und da einfach ein breiteres Angebot online zu schaffen, wo uns Fläche nichts kostet.
Timo Weltner: Aber vorerst mal einleitend Damenoberbekleidung, ich bin jetzt kein Experte, aber glaube mir darunter etwas vorstellen zu können. Heißt es jetzt ihr nehmt dann mehr Damenoberbekleidung Fremdmarken mit auf oder gehen auch Hosen, Unterwäsche, Hüte. Also was man da so alles an Kategorien haben könnte. Also was ist da so ein bisschen die Idee, wenn du den Ursprung als Oberbekleidung Kategorie sagst? Oder geht es vielleicht auch um Zielgruppenveränderung? Wahrscheinlich ja weniger, sondern eher diese Nische mit Silver Surfer klar fokussiert lassen.
Tobias Becker: Ja, ja genau. Also wir haben schon so ich sage mal Sortimentsbereiche, die neben der Damenoberbekleidung auch noch funktionieren. Ob es jetzt irgendwie ein Heimtext ist, ob es Schuhe sind, ob es Accessoires sind. Und du kannst sowohl in der Damenoberbekleidung als auch in den anderen Sortimentsbereichen natürlich noch viel, viel mehr machen, als wir im Moment tun. Es gibt ja Marken en masse und gerade auch in dem Premium Bereich gibt es einige, die wir noch gar nicht im Sortiment haben. Und da hat das Ganze noch echt viel Potenzial. Was wir auch tun ist nicht nur in dem Bereich Damenoberbekleidung weiter auszubauen, sondern auch im Bereich Herren. Da haben wir auch schon lange ein Sortiment bei Peter Hahn an und auch das wird weiter ausgebaut. Also eigentlich ein konsequentes weiter ausbauen der bestehenden Sortimentsbereiche sein. Und dazu gibt es natürlich immer wieder auch spannende andere Sortimentsbereiche, die naheliegen, die wir immer mal wieder ausprobieren, wo wir testen. Aber das ist jetzt nicht der der Riesenfokus.
Timo Weltner: Wie geht ihr da vor? Ist das so ein bisschen opportunistisch getrieben, sagt eure Warenbeschaffungsabteilung da gibt’s eine Chance. Habt ihr eine oder analysiert ihr auch Daten, sprecht mit euren Kunden, auch dieser Schwenk mit der Ergänzung der Zielgruppe um Herren. Was war die Überlegung dahinter, eine Hypothese von außen wäre zu sagen es kauft eh die Frau ein für den Mann im Zweifel. Und dann kauft man auch noch für den Mann ein, oder? Ohne das jetzt chauvinistisch zu meinen. Also wie entsteht so ein Thema dann bei euch, wenn ihr sagt okay, da wollen wir was ergänzen? Ist es tatsächlich eher opportunistisch oder ganz stumpf, wird probieren einfach alles aus und das was funktioniert bleibt drin und das, was nicht funktioniert, geht wieder raus. Oder wie seid ihr da so ein bisschen als Organisation auch gestrickt?
Tobias Becker: Also wir haben schon den Fokus in den Kategorien. Das sind wir auch relativ professionell. Da gibt es Prozesse für uns. Was so neue Themen angeht, das nimmt ganz unterschiedliche Wege. Von da hat jemand eine Idee bis hin zu da haben wir was in den Daten gesehen. Dann greift man so Themen auf und dann testen wir die erst mal ganz klein. Und dann sind es auch nicht irgendwelche völlig eigens entwickelten Produkte, sondern es ist meistens mindestens mal eine Kooperation mit einem Partner. Irgendwelche speziellen Editionen oder so die wir dann mal testen und das mal in einer Saison laufen lassen und gucken, wie kommt das an und dann entscheiden, ob das mehr Potenzial haben könnte und dann halt weitergehen.
Timo Weltner: Also selektive Erweiterung und ihr habt jetzt auch nicht vor, euch als wirklich offener Marktplatz nachher für Fashion für Best Ager zu positionieren, sondern ihr wählt die Sortimente aus. Und ja, natürlich gibt es da irgendwie automatisiertere Anbindungen und was weiß ich was. Aber ihr habt schon eine gewisse Guidance ins Sortiment und nicht einfach wie ganz extrem Amazon sag ich mal, wo du einfach alles drauf laden kannst, überspitzt gesagt. Das ist nicht eure aktuelle Zielsetzung.
Tobias Becker: Nein, es gibt immer so einen Anspruch an Kuration von Sortimenten, auch von Stilistiken, würde ich sagen. Ich bin da selber jetzt nicht der Spezialist für Damenoberbekleidung um ehrlich zu sein. Aber der Anspruch ist schon, dass wir da selektiv vorgehen und der Kundin auch immer irgendwie so eine gewisse kuratierte Auswahl an Themen und Produkten anbieten können und nicht einfach nur Guck mal, wir haben dir da mal das Internet dargestellt, was es alles so gibt.
Timo Weltner: Noch einmal kurz ausgeholt, bevor wir das Thema Marktplätze betrachten, Technologie und auch Transformation. Ich glaube, in den 70er Jahren ist Peter Hahn, wenn ich es richtig im Kopf habe, entstanden. Ist ja schon ein bisschen einfach ein altes Unternehmen, positiv gemeint mit der Challenge, entstanden in einer Zeit, wo stationärer Katalog quasi entstanden ist oder mitgestaltet wurde, Distanzhandel gemacht wurde. Also dieses ganze Transformations Thema, ihr seid ja quasi auch ein zusammengebautes Konglomerat dann irgendwann geworden. Welche Challenges habt ihr so in der Organisation? Wie funktioniert diese Wandlung? Also früher alles stationär und Katalog und jetzt klarer Fokus auch mit der Gründung dieser neuen Customerce Einheit auf digital. Wie reibungslos darf ich mir vorstellen. Oder halt auch nicht reibungslos. Neben der Transformation der eigenen Belegschaft, des eigenen Teams, der Organisation habt ihr auch noch mal den Kunden, der ja quasi auch erst mal zu den Spätzündern im Internet zählt, per se wo aber gleichzeitig die 50-Jährigen, die mittlerweile auch alle digital unterwegs sind. Also da kommt ja auch noch mal eine ganze Welle dazu an großer zahlungskräftiger Kundschaft. Also quasi zwei Transformationen. Aber auf das interne gesprochen, gibt es da Anekdoten. Also wie darf ich mir euch vorstellen, was ihr da so alles gemacht habt die letzten Jahre und vielleicht auch was ist gescheitert?
Tobias Becker: Also es ist natürlich eine unglaublich große Komplexität und du hast nicht nur irgendwie ein, zwei Treiber, die man da irgendwie rausziehen könnte, sondern du hast ganz viel Bewegung in verschiedenen Ebenen von so einem Geschäftsmodell. Und dazu hast du natürlich immer die Legacy, die mitläuft. Du hast eine lange Historie, du kommst aus einem völlig anderen Markt und musst es schaffen, schrittweise das Geschäftsmodell zu transformieren und dabei trotzdem zu wachsen, profitabel zu bleiben und an neuen Themen zu arbeiten. Und das ist natürlich per se erst mal nicht einfach. Aber ich glaube, das funktioniert nur, indem man es schrittweise tut und sich Schritt für Schritt die Themen vornimmt und die dann auch konsequent fertig macht und immer auch mit einer gewissen Vorausschau da unterwegs ist. Das fängt natürlich bei Kunden und Kundenentwicklung an. Allein im Kundenverhalten hat sich natürlich die letzten 20 Jahre schon echt viel getan mit dem ganzen Online-Geschäft, aber natürlich auch Prozesslandschaften, IT-Systeme, Lieferanten, auf welchen Märkten bediene ich mich im Einkauf. Solche Themen wandeln sich natürlich auch sehr stark und das funktioniert nicht, wenn man sagt wir machen jetzt einmal so ein Transformations Programm und dann von heute blau, morgen grün. Sondern es ist ein sehr kontinuierlicher Wandel, den man auch kontinuierlich managen muss, also das als Teil des Daily Business verstehen. Ich glaube, das funktioniert ganz gut. Natürlich auch in den beiden Unternehmen unterschiedlich, weil die beiden Unternehmen natürlich auch eine unterschiedliche Größe und unterschiedliches Setup haben und damit natürlich auch andere Komplexitäten handeln müssen.
Timo Weltner: Jetzt habt ihr mit der Customerce eine neue Einheit nochmal gegründet, was ich auch so ein bisschen als Antwort auf diese Transformation und Herausforderung sehe. Wir arbeiten da oder kooperieren da ja auch ein Stück weit zusammen. Ist ja im Grunde genommen aber dann trotz allem der Tatsache geschuldet, dass es dann am Schluss, wenn es jetzt um Commere, E-Commerce, digitale Transaktionen geht, setzt ihr quasi eine Art Schnellboot neben die beiden älteren Unternehmen, das dann, so verstehe ich es, als interner Dienstleister für diese beiden Companies letzten Endes dienen soll und dann am Tag X dann irgendwann angefangen wird, peu à peu umzuschwenken. Es ist dann trotzdem ein Hybrid aus interner Transformation in der Organisation, aber gleichzeitig auch als TriStyle gesprochen der Versuch ein Schnellboot noch mal technologischer Natur daneben zu setzen, oder? Das ist ja schon so der Ansatz, den ich da lesen würde.
Tobias Becker: Ja, genau da. Da haben wir eigentlich auch wieder mehrere Ansätze. Das alles natürlich, diese große Transformation. Wir, wir gehen mit diesen ganzen Veränderungen um. Gleichzeitig schaffen wir es innerhalb der TriStyle Gruppe nicht nur Unternehmen nebeneinander zu stellen. Also nicht nur zu sagen, wir haben eine Sammlung an echt coolen Unternehmen, sondern auch diese in einzelnen, sehr selektiven Funktionen auch stärker nebeneinander zu rücken oder ineinander zu verzahnen. Und das dritte ist natürlich für beide Unternehmen ist es einigermaßen schwierig, auch attraktiv für Talente in dem Segment zu sein, also Entwickler, Pos. Menschen, die sich mit datengetriebenem Marketing auseinandersetzen wollen. Die suchen jetzt nicht unbedingt nach Madeleine oder Peter Hahn, sondern die…
Timo Weltner: Ja. Denn sie sind ja nicht selbst Zielgruppe. Da hat es Zalando wahrscheinlich einfacher, dort überschneiden sich Zielgruppe und Mitarbeiter eher als in eurem Spektrum.
Tobias Becker: Ja, und da ist natürlich auch immer unterstellt, dass man den „heißen Scheiß“ halt genau da machen kann. Und um da irgendwie als Peter Hahn oder Madeleine auch sichtbar zu werden und zu sagen „hey, bei uns kann man auch geilen Scheiß machen.“ Ist natürlich ungleich schwieriger und deswegen haben wir uns dazu entschieden aus diesen Gründen, zu sagen wir lagern das aus, versuchen ein anderes Setup zu schaffen. In dem Arbeit in diesen E-Commerce Themen auch besser funktioniert. Wir haben uns ja auch in anderen Gesprächen immer wieder über agile Themen unterhalten. Das ist natürlich in so älteren Unternehmen wahnsinnig schwierig, da irgendwie so ein bisschen so eine Safe Zone für agile Themen zu schaffen. Und das gelingt uns da als separate Gesellschaft viel einfacher da auch das durchzuhalten. Und genau deswegen haben wir uns dazu entschieden, das zu tun und kommen da auch tatsächlich mit großen Schritten voran.
Timo Weltner: Jetzt nochmal, verstanden, wo ihr herkommt, Zielgruppe, Positionierung der Marken, auch wie das Sortiment sich zusammensetzt. Jetzt baut ihr als TriStyle auch diesen separaten Tech-Stack selber. Ich würde euch jetzt einfach als mittelständische Unternehmensgruppe bezeichnen. Wir hatten ja vorher schon mal diesen Hybrid aus Marken, Produzent, Hersteller als auch Händler. Dieses Verhältnis von euch zu Marktplätzen, Zalando, Amazon, Otto Marktplatz und so weiter. Wie ist da ein bisschen von der TriStyle Gruppe die Gedankenwelt auf das Thema? Wir hatten ja vorher schonmal einen offenen Marktplatz, ihr selber, das ist nicht das Thema. Aber es würde ja irgendwo nahe liegen, dass ihr eure spezielle Produkte tatsächlich vielleicht unter dem selben Label, oder auch in einer anderen Produktgattung auch dort etwas publiziert oder verkauft. Aber was ist da so ein bisschen die TriStyle Positionierung? Also verkauft ihr auf den Plattformen?
Tobias Becker: Wir verkaufen auf anderen Marktplätzen auch selbst in beiden Unternehmen. Natürlich nur mit den Eigenmarken und versuchen da natürlich zum einen klar Geschäft zu machen, zum anderen aber vor allem Reichweite zu generieren, Bekanntheit zu schaffen für unsere Marken. Am Ende ist es ja so Geschäft, das wir auf anderen Marktplätzen machen, ist für uns erst mal nur Umsatz und Reichweite. Aber nicht mehr, weil wir natürlich die Kunden nicht von den Marktplätzen zu uns transferieren können. Zumindest nicht ohne Weiteres, sondern das muss irgendwie so eine selbständige Geschichte werden. Also wenn jemand zum Beispiel bei Zalando jetzt schon dreimal Madeleine gekauft hat und dann sagt bei Zalando finde ich da irgendwie 10 Artikel, was haben die denn noch? Schaue ich da mal direkt auf deren Seite rein. Aber das sehen wir das funktioniert auch in unserer Zielgruppe relativ gut. Und das ist nicht so, dass wir mit Peter Hahn und Madeleine gesprochen auf nur zwei Marktplätzen wären, sondern wir haben da tatsächlich in Summe gesprochen auch schon eine ganz ordentliche Latte an Marktplätzen, mit denen wir arbeiten. Und wenn wir da irgendwie Länder Instanzen noch mit reinnehmen, dann sind wir da auf knapp 30 Plattformen vertreten.
Timo Weltner: Wenn ich als eine Marke nicht auf einer relevanten Fashion Plattform bin, dann bin ich halt einfach eine irrelevante Marke. Ganz salopp gesagt. Das ist ja dieser Zwist, in dem man da steht. Ist es für euch ein relevanter Umsatzanteil? Ich weiß nicht, was du sagen darfst oder willst, aber von diesen 600 Millionen sind es dann ca. 20-50 Prozent, die dann über die Marktplätze kommen? Oder ist es tatsächlich, weil da habe ich schon unterschiedliche Ansätze gesehen, dieses „Ich kann da nicht nicht sein.“ Das man dort jetzt aber auch nicht bis zum Erbrechen optimiert, sondern vor allem präsent ist. Und natürlich kommt da Umsatz rein, aber der Fokus liegt schon auf der eigenen Plattform.
Tobias Becker: Also unser Ziel ist natürlich schon, unsere eigenen Kunden auf unseren eigenen Kanälen zu bespielen und dann auch in so einem kontinuierlichen Loop halten zu können. Das ist ja genau der Punkt, der auf Marktplätzen für uns nicht funktioniert. Da haben wir es nicht in der Hand. Trotzdem ist es für uns ein wichtiger Einstiegspunkt und eben wie gesagt das Thema Bekanntheit. Und von der Größenordnung her haben wir kein Interesse daran, das irgendwie wahnsinnig groß werden zu lassen, weil dann natürlich auch eine wahnsinnig große Abhängigkeit daraus entsteht. Aber es ist schon eine Größenordnung, wo wir sagen, das könnte auch irgendwann mal so ein kleines Land sein. Also es ist schon signifikant, aber es sind jetzt keine 20, 30, 40 Prozent.
Timo Weltner: Von 600 Millionen, selbst wenn es nur 5 oder 10 Prozent sind, das ist jetzt ja nicht irrelevant. Da kann man schon ein paar Leute mit beschäftigen. Beschäftigt ihr euch, das habe ich letztens bei einem Gespräch gehabt mit Hacks, wie ich den Kunden von der Plattform zu einem eigenen Kunden mache? Klar, ihr habt die Kundendaten nicht, bestenfalls halt wohin es geschickt wird, aber mehr ist er im Regelfall nicht. Also sind es Themen, mit denen ihr euch dann auch aktiv als Marktzugang beschäftigt? Oder sagt ihr einfach okay, er hat eine gewisse Markenerkenntnis, ist ein Madelaine Kleidungsstück, passt für mich und ich such mal, oder? Ich habe schon Menschen oder Firmen kennengelernt, da sitzen zwei, drei Leute drauf, die überlegen sich nichts anderes. Wie können sie da irgendwie den cleveren Weg finden, weil ja auch das Volumen spannend wird?
Tobias Becker: Also wir haben uns da schon öfter mal Gedanken gemacht, wie wir das machen können. Und wie du sagst, ist halt sehr stark limitiert durch das was halt vorgegeben ist von den Marktplatzbetreibern. Und die haben da natürlich auch überhaupt kein Interesse, dass man da irgendwie so ein Antrag kriegt da dran. Aber natürlich denken wir auch in die Richtung. Ich glaube unterm Strich ist es so der beste Hebel. Der liegt tatsächlich dann am Ende in der Kundenzufriedenheit über das Produkt, das einfach jemand sagt, Hey, ich habe das jetzt irgendwie zwei, dreimal gekauft von der Marke und ich bin echt überzeugt, waren das cool. Das wirkt glaube ich am allerstärksten. Und ob du dann sagst, du packst auf dem Etikett in deiner Kleidung noch mal irgendwie einen QR-Code oder irgendwas, um irgendwie so einen Connect schaffen zu können? Das bringt am Ende jetzt auch nicht wahnsinnig, viel glaube ich. Konkret getestet haben wir das in der Richtung oder in der Konsequenz noch nicht, aber einfach, weil wir auch nicht glauben, dass da jetzt der Riesenhebel drin liegt. Und vielleicht ist es für uns auch dafür noch zu klein.
Timo Weltner: Was ich auch schon bei anderen gesehen habe, du hast den USA Markteintritt bei Madeleine angesprochen, aber ihr seid ja bislang auch nicht in jedem Land in Europa vertreten. Also Marktplätze sind häufig ja auch so ein, wie komme ich erst mal in ein Land rein, da muss ich nicht sofort einen eigenen Shop mit Marketing Buhei aufbauen, sondern kann einfach erst mal sagen, ich setze mich auf die Fashionplattform in Spanien, ohne jetzt zu wissen, ob ihr da gerade schon seid. Spielt das so ein bisschen in eurer Sicht auf Marktplätze eine Relevanz, gerade in der Rolle als Markenhersteller?
Tobias Becker: Klar, das ist schon auch so eine Möglichkeit, mal einen Markt auszutesten, zu beschnuppern, zu gucken, wie funktioniert der? Hätten wir da grundsätzlich eine Möglichkeit und das mal eine Weile zu tun? Wir sind tatsächlich über Marktplätze in Märkten, in denen wir sonst nicht eigenständig irgendwie aktiv wären. Aber ja, unterm Strich muss man da immer genau hingucken. Wie viel kommt jetzt irgendwie aus einer Reichweite, die ein Marktplatz da halt per se hat. Und wie viel muss man dann eben mit eigenen Kanälen, mit der eigenen Präsenz dort noch mal selber mit reinstecken? Und steht da das Potenzial, was wir da irgendwie unterstellen, auch irgendwie im Verhältnis dazu. Genau.
Timo Weltner: Aber habt ihr auf jeden Fall schon gemacht. Ist schon ein Teil dieser gesamten Sicht auf das Thema.
Tobias Becker: Absolut.
Timo Weltner: Alles klar. Abschließende Frage, Customerce, TriStyle, Madeleine, die TriStyle Group als Gruppe 2025 oder 2030? Jetzt seid ihr gestartet mit diesem noch mal neuen Customerce Thema. Wo wollt ihr so in den nächsten 5 Jahren landen? Also alle sprechen, wenn man sich die einschlägigen Blogs anguckt, Unicorns, Milliardenumsätze, was weiß ich ihr seid ja wenn ich es richtig weiß, auch ein Stück weit PE getrieben. Also was ist da euer euer Target für die nächsten 3-5 Jahre?
Tobias Becker: Also ich glaube viel, viel stärker nicht nur tatsächlich die Fähigkeit oder die Kompetenz für Technologie und für den Vertriebskanal digital zu haben, sondern das Ganze auch sichtbar zu machen und in der Wahrnehmung zu verankern und gleichzeitig natürlich international wie auch in den bestehenden Märkten klar das Geschäft weiterzuentwickeln und da zu wachsen. Vielleicht auch das eine oder andere an zusätzlichen Kategorien oder Themenbereichen entweder über die bestehenden Unternehmen zu machen oder über zusätzliche, also auch die Gruppe als Ganzes zu entwickeln. Das sind so die Themen. Und ich glaube, dass man in allem irgendwie auf dem richtigen Weg ist und es sehr spannend wird, die nächsten zwei, drei Jahre.
Timo Weltner: Ich übersetze das einfach ihr wollt und sollt und tut das auch, kräftig wachsen. Von dem her kann man es selbst ausrechnen, wann ihr die kolportierte Umsatz Milliarde irgendwann dann erreichen werdet. Und das Ganze im Vergleich zu diversen anderen Playern, die da unterwegs sind, so wie du sagst ohne, dass ich jetzt die Details kenne, hochprofitabel. Da kommt dann vielleicht das schwäbische Unternehmertum noch mal ein bisschen durch. Da kann man seinen Hut auch nicht tief genug vor ziehen. Tobi, besten Dank für das Gespräch und hat Spaß gemacht. Vielleicht reden wir 2025 wieder wenn wir die Ziele erreicht haben und ich freue mich auf das, was da noch kommt. Dankeschön.
Tobias Becker: Ich danke dir.